In diesem Blog zeigen wir Ihnen, wie das CompriVAP-System funktioniert, welche Vorteile es bietet und warum es eine Schlüsseltechnologie für die Industrie der Zukunft ist.
1. Was ist CompriVAP?
2. CompriVAP vs. geschlossene Wärmepumpen
3. CompriVAP als Wegbereiter für CO₂-freien Prozessdampf
4. Wirtschaftliche Aspekte: CAPEX vs. OPEX
5. Einsparpotential: Frischdampf vs. Abwärmenutzung
6. Anforderungen, Leistung & Systemgrößen
7. Die drei Varianten des CompriVAP-Systems
CompriVAP ist keine Maschine im klassischen Sinne, sondern ein innovatives System, das industrielle Abwärmequellen nutzt, um Dampf zu erzeugen. Das System entspricht einer Wärmepumpe mit offenem Kreis. Die Innovation liegt in der intelligenten Neukombination bewährter Technologien und ihrer industriellen Einsatzfähigkeit – eine Kernkompetenz von GIG Karasek.
CompriVAP basiert auf der bewährten MBV-Technologie (Mechanische Brüdenverdichtung):
GIG Karasek verfügt über umfangreiches Know-how in der Entwicklung und Anwendung industrieller Verdichterlösungen und gibt für CompriVAP-Systeme vertragliche Leistungsgarantien.
Abbildung 1: CompriVAP-Anlage mit mehrstufigem Verdichtersystem. © GIG Karasek
Im Vergleich zu herkömmlichen geschlossenen Wärmepumpensystemen bietet CompriVAP Vorteile, die nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit industrieller Prozesse verbessern können.
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Ein zentraler Baustein zur Dekarbonisierung des Industriesektors ist die Elektrifizierung der Dampferzeugung. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) müsste über die nächsten 30 Jahre hinweg monatlich eine Wärmepumpenkapazität von etwa 500 MW installiert werden, um bis 2050 CO2-neutral produzieren zu können.
Mit CompriVAP steht Industrieunternehmen bereits heute eine zukunftsweisende Technologie zur Verfügung, die Abwärme in CO₂-freien Dampf umwandelt – vorausgesetzt, der Strom für den Betrieb des Systems stammt aus erneuerbaren Quellen. Die Nutzung von Abwärme allein ermöglicht bereits erhebliche CO₂-Reduktionen – in Verbindung mit erneuerbaren Energien wird der CO₂-Fußabdruck auf ein Minimum gesenkt.
Angesichts verschärfter Klimaziele und steigender CO₂-Preise werden Lösungen wie CompriVAP, die nicht nur Abwärme effizient nutzen, sondern auch den Einsatz erneuerbarer Energien ermöglichen, eine Schlüsselrolle spielen.
Ein herausragendes Beispiel für diese Technologie ist das geplante industrielle Wärmepumpensystem am BASF-Standort in Ludwigshafen.
GIG Karasek wurde von BASF SE mit der EPC-Lieferung (Engineering, Procurement, Construction) dieses weltweit aktuell leistungsstärksten industriellen Wärmepumpensystems dieser Bauart beauftragt. Das System wird Abwärme aus einem Steamcracker nutzen und mithilfe der CompriVAP-Technologie in CO₂-freien Prozessdampf umwandeln. Angetrieben durch grünen Strom wird die Anlage eine thermische Leistung von bis zu 50 MWth (Megawatt thermisch) erreichen und jährlich bis zu 100.000 Tonnen CO₂-Emissionen einsparen. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2027 geplant.
Tilmann Hezel, Senior Vice President Infrastructure am BASF-Standort Ludwigshafen: „BASF hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen. Dafür bedarf es neuer Technologien, die wir in unserem Chemiestandort einbinden und mit deren Hilfe wir die Energie, die wir in der Produktion benötigen, nachhaltig erzeugen können. Industrielle Wärmepumpen spielen hierbei eine wesentliche Rolle, um die Dampferzeugung zu elektrifizieren und damit CO2-frei zu gestalten. Wir freuen uns, mit GIG Karasek einen Partner gefunden zu haben, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in dem Technologiebereich prädestiniert ist, dieses Projekt gemeinsam mit uns umzusetzen.“
Abbildung 2: Visualisierung der CompriVAP-Technologie für die Großwärmepumpe am BASF-Standort Ludwigshafen @ GIG Karasek
Die Nutzung von Abwärme senkt nicht nur CO₂-Emissionen, sondern reduziert auch den Verbrauch von Primärenergie, den Frischdampf aus Gaskesseln und den Kühlwasserbedarf. Besonders für energieintensive Industrien ist dieses Konzept attraktiv, da große Mengen an Abwärme aktuell noch immer ungenutzt sind.
CompriVAP erschließt dieses Potenzial und wandelt ungenutzte Energie in wirtschaftlich nutzbaren Dampf um:
Die drastische Senkung der Betriebskosten und die rasche Amortisation verschaffen Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil – insbesondere in Branchen wie Chemie, Zellstoff oder Lebensmittelproduktion, wo Energiekosten einen maßgeblichen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen.
* Der globale branchenübliche Richtwert für eine grobe budgetäre Schätzung der Investition in industrielle Wärmepumpen kann indikativ mit etwa 1 Million Euro pro 1 MW thermischer Leistung angenommen werden. Selbstverständlich kann sich dieser Wert je nach Anwendungsfall und Systemanforderungen in beide Richtungen ändern.
Ein exemplarischer Kostenvergleich zwischen der Frischdampferzeugung in einer Zellstofffabrik und den Stromkosten einer sechsstufigen CompriVAP-Anlage mit 15 MWth Abgabeleistung zeigt das hohe OPEX-Einsparpotenzial:
Zusätzliche Einsparungen ergeben sich durch den geringeren Energieaufwand für die Abwärmeabfuhr sowie mögliche zukünftige Einsparungen bei CO₂-Zertifikaten, die in dieser Berechnung noch nicht berücksichtigt sind.
* Der COP (Coefficient of Performance) gibt an, wie effizient eine Wärmepumpe Energie in nutzbare Wärme umwandelt. Ein COP von 3,72 bedeutet, dass mit 1 kWh Strom 3,72 kWh Wärme erzeugt werden.
Abbildung 3: Vergleich der Kosten der Frischdampferzeugung mit den Stromkosten einer CompriVAP-Anlage © GIG Karasek
CompriVAP-Systeme bieten flexible Integrationsmöglichkeiten in bestehende Prozesse, setzen jedoch die Erfüllung spezifischer technischer Rahmenbedingungen voraus.
Für einen optimalen Betrieb sind bestimmte Anforderungen an die Wärmequelle zu berücksichtigen:
Darüber hinaus müssen die gewünschten Eigenschaften des Outputs (z. B. Temperatur, Druck, Menge) präzise festgelegt sein.
CompriVAP-Systeme sind modular aufgebaut und in verschiedenen Leistungsbereichen verfügbar, um flexibel an unterschiedliche Prozessanforderungen angepasst zu werden:
Je nach Auslegung und Kapazität variiert die Größe der Anlage:
Unabhängig von der Größe bleibt das Grundprinzip des CompriVAP-Systems gleich: Die Anlage nutzt mechanische Brüdenverdichtung zur effizienten Dampferzeugung und kann flexibel auch in bestehende Bereiche integriert werden.
Abbildung 4: CompriVAP-System mit Flash Tank. © GIG Karasek
Das System-Setup hängt von der spezifischen Anwendung, den Eigenschaften der Wärmequelle und den geforderten Output-Parametern des Dampfstroms ab. Es kann aus einer einzelnen Maschine oder mehreren Verdichtern bestehen, die seriell und/oder parallel angeordnet sind.
Basierend auf der Beschaffenheit der Wärmequelle kommen drei Varianten zum Einsatz:
Bei verunreinigten Wärmequellen nutzt das CompriVAP-System einen geschlossenen Kesselwasser-Kreislauf, um sauberen Dampf zu erzeugen. Die Kernkomponenten dieses Prozesses sind ein Wärmetauscher, ein Flash Tank und ein oder mehrere Verdichter:
Abbildung 5: Layout der CompriVAP-Lösung mit Wärmetauscher, Flash Tank und Verdichter-System. © GIG Karasek
Vorteil:
Abbildung 6: CompriVAP-System mit Flash Tank und Wärmetauscher. © GIG Karasek
In manchen Szenarien ist es möglich, heißes Wasser ohne Wärmetauscher direkt in den Flash Tank zu leiten. Dabei kann es sich z.B. um Kondensat handeln, das bereits die erforderliche Wasserqualität aufweist. Der erzeugte Vakuumdampf wird anschließend über Verdichter auf den gewünschten Druck angehoben und kann so wieder in den Produktionsprozess eingespeist werden.
Abbildung 7: Layout der CompriVAP-Lösung mit Flash Tank und Verdichter-System. © GIG Karasek
Vorteil:
In dieser Variante liegt die Wärmequelle bereits in Form von hochwertigem Dampf vor. Da der Dampf keine Verunreinigungen enthält, kann er unmittelbar in der Verdichterstufe auf ein höheres Druckniveau gebracht und ohne zusätzlichen Wärmetauscher oder Flash-Tank für die Wärmerückgewinnung genutzt werden.
Vorteil:
Beispiel: Sappi Saiccor 16 MW Eindampfanlage – 300 Tonnen pro Stunde
Ein anschauliches Beispiel aus der Praxis ist die von GIG Karasek errichtete Eindampfanlage im Sappi Saiccor Zellstoffwerk (Südafrika). Mit einer enormen Verdichterleistung von 16 MW verdampft die Anlage 300 Tonnen Wasser pro Stunde und ist damit die weltweit größte realisierte Anlage dieser Art in der Zellstoffindustrie.
Abbildung 9: Sappi Saiccor Eindampfanlage für Sulfitablauge mit einer Verdichterleistung von 16 MW. © GIG Karasek
CompriVAP ist eine innovative, sichere und effiziente Lösung zur Dampferzeugung, die nicht nur Kosten spart, sondern auch die CO2-Bilanz von Unternehmen verbessert. Durch die Nutzung von Abwärme und die einfache Integration in bestehende Systeme ist CompriVAP eine zukunftsfähige Technologie für die Industrie.
CompriVAP bietet nicht nur eine nachhaltige Lösung zur Nutzung von Abwärme, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Mit einer Amortisationsdauer von 2 bis 5 Jahren, deutlichen Einsparungen bei den Betriebskosten und einem positiven Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit ist die Investition in CompriVAP sowohl ökologisch als auch ökonomisch vorteilhaft.
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